Pflanzen sind fühlende und kommunizierende Lebewesen. Dies wissen wir spätestens seit dem Erscheinen des Buches «Pflanzenpalaver» von Florian Köchlin oder dem Bestseller «Das geheime Leben der Bäume» von Peter Wohlleben.
Wenn ich mich alsdann in Gärten oder öffentlichen Anlagen umsehe, stelle ich fest: Die Botschaft ist noch nicht überall angekommen. Brutal gekappte Bäume und Sträucher im «Hauswartschnitt» sprechen ein anderes Bild. Ungeachtet des natürlichen Habitus der Pflanze, werden Sträucher einfach mit der Heckenschere zu Quadern gestutzt. Wenn wir die verzweifelten Schreie der geschändeten Pflanzen hören könnten, müssten wir wohl den ganzen Tag Gehörschutz tragen.
Im dicht besiedelten Raum müssen Bäume und Sträucher geschnitten werden, daran führt kein Weg vorbei. Was können wir aber konkret tun, um eine pflanzenverträgliche Form zu finden?
Bei der Auswahl der Pflanze überlegen wir uns nicht nur, ob sie für diesen Standort geeignet ist, sondern auch wie hoch und wie breit die ausgewachsene Pflanze werden kann. Wenn wir Bäume und Sträucher wählen, die ihre natürliche Grösse erreichen dürfen, sind Schnittmassnahmen gar nicht mehr oder nur sehr beschränkt nötig.
Um eine Pflanze richtig zu schneiden, müssen wir ihren Charakter kennen. Das heisst, wir müssen uns mit der Pflanze auseinandersetzen und wissen, wie ihre natürliche Form aussieht. Schnittmassnahmen sollten sich bei einer Pflanze in der Regel auf die Peripherie beschränken. Ausnahme ist ein Verjüngungsschnitt von Wildhecken oder überalterten Rosenbüschen. Sonst gilt, der Pflanze möglichst wenige und möglichst kleine Schnittwunden zuzuführen. Jede Schnittwunde ist eine Schwachstelle und somit ein potentieller Herd für den Eintritt von Krankheiten.
Saubere, geschliffene Schnittwerkzeuge sorgen dafür, dass die die Äste nicht unnötig verletzt werden. Wir arbeiten in erster Linie mit der Rebschere oder einer Handsäge. Damit sind wir nahe genug an der Pflanze, um gezielt, saubere Schnitte ausführen zu können. Bei Arbeiten auf der Leiter sind wir gesichert und achten darauf, dass der Baum oder Strauch beim Anstellen der Leiter nicht beschädigt wird.
Jetzt kann es losgehen.
Bevor ich einen Strauch oder Baum schneide, kommuniziere ich mit der Pflanze, informiere sie darüber, was ich vorhabe. Wem dies zu weit geht, lässt die Kommunikation weg und hält sich an die genannte Vorgehensweise; auch das ist schon weit respektvoller als was man heute in der Regel antrifft.
» Informationen zum Winterschnitt finden Sie auf unserer Website www.gartenland.ch.