In 7 Schritten zur Wildhecke

Schritt 1: Gestalterische Überlegungen

Sträucher und Bäume bilden das Grundgerüst des Gartens. Mit Gehölzen teilen wir ihn in Nischen und Räume auf, schaffen Sichtschutz und setzen gestalterische Akzente.

Schritt 2: Warum heimische Pflanzen?

Unsere heimische Fauna ist auf einheimische Flora angewiesen. Sie bietet Insekten, Vögeln und anderen Kleintieren Lebensraum, Schutz und Nahrung. Wie diese Wechselbeziehungen funktionieren merkt man, wenn man in einem naturnahen, lebendigen Garten ist. Dort summt und brummt es, Vögel zwitschern und Igel rascheln durchs Laub. Ein gepützelter Garten mit Rasen, Kirschlorbeer und Thuja ist dagegen leblos, da ökologisch wertlos.

Cornus sanguinea (Roter Hartriegel)

Schritt 3: Welche Pflanzen eignen sich?

Grundsätzlich eignen sich eine Vielzahl an laubabwerfenden und immergrünen einheimischen Wildgehölzen (siehe Liste am Ende). Berücksichtigen Sie bei der Auswahl der Pflanzen Wuchshöhe und Breite des ausgewachsenen Strauchs, damit Sie über viele Jahre Freude an Ihrer Wildhecke haben. Mit dem Alter werden die Gehölze immer markanter und entwickeln ihren eigenen Charakter.

Viburnum lantana (Wolliger Schneeball)

Schritt 4: Wie muss ich den Boden vorbereiten?

Für gemischte Wild- und Schnitthecken ist eine Schicht von 30 bis 40 cm Oberboden empfehlenswert. Pflanzenarten wie Wildrosen oder trockenheitsliebende Gehölze wie Ginster oder Schwarzdorn kommen auch mit dünneren Schichten von 10 bis 20 cm zurecht. Bevor wir beginnen, Oberboden aufzutragen, muss der Untergrund gelockert werden. Oft ist er durch Baumassnahmen verdichtet – und wenn es sich um einen stark tonhaltigen Boden handelt, fast wasserundurchlässig. Mit dem Auflockern kann zumindest in den obersten 20 bis 40 cm für Wasserabzug gesorgt werden. Bei kleineren Flächen verwendet man hierzu eine Harke oder eine Spitzhacke.

Corylus avellana (Gemeine Hasel)

Schritt 5: Pflanzen und Wässern

Für eine Wildhecke eignen sich wurzelnackte Pflanzen aus der Forstbaumschule. Die Baumscheibe, das heisst der Bodenbereich um die wachsenden Ruten herum, wird in einem Umkreis von 60 cm mit Mulchmaterial abgedeckt. Dazu eignen sich Kompost, Grasschnitt oder Laub. Rinden- und Holzhäcksel dagegen hemmen das Wachstum der Sträucher. Forstgehölze müssen im ersten Frühjahr regelmässig gewässert werden. Je nach Grösse 10 bis 15 l ein- bis zweimal pro Woche.

Hippophae rhamnoides (Sanddorn)

Schritt 6: Pflanzengesellschaften

In der Natur wächst unter Gehölzen kein Rasen, sondern eine vielfältige Pflanzengemeinschaft aus mehrjährigen Stauden und Einjährigen. Im Garten lassen sich diese Pflanzungen für den Frühlingsaspekt mit Zwiebelpflanzen wie Blaustern und Elfenkrokus ergänzen. Sagt ihnen der Standort zu, verwildern sie und breiten sich mit den Jahren teppichartig aus und bieten den ersten Insekten im Jahr Nahrung.

Schritt 7: Pflege in den Folgejahren

Nach dem ersten Frühjahr treiben die jungen Sträucher kräftig aus. Damit sich der Strauch möglichst schnell in die Breite entwickelt, ist ein Rückschnitt notwendig. Im Juni oder Juli kürzt man die Triebe etwa um die Hälfte ein. Dieser Aufbauschnitt in den ersten beiden Jahren fördert das Wachstum der Sträucher. Ziel ist es, dass die Heckenpflanzen möglichst dicht ineinander wachsen. Auf diese Weise gewähren sie Sicht-, Lärm- und Staubschutz – und heckenbrütenden Vogelarten und anderen Tieren ein sicheres Versteck.

Rosa spinossima (Bibernellrose)

Einheimische Gehölzarten

Acer campestre (Feldahorn)
Amelanchier ovalis (Gewöhnliche Felsenbirne)
Berberis vulgaris (Gewöhnliche Berberitze)
Carpinus betulus (Hainbuche)
Cornus mas (Kornelkirsche)
Cornus sanguinea (Roter Hartriegel)
Corylus avellana (Gemeine Hasel)
Crataegus laevigata (Zweigriffliger Weissdorn)
Crataegus monogyna (Eigriffliger Weissdorn)
Euonymus europaeus (Gewöhnlicher Spindelstrauch)
Hippophae rhamnoides (Sanddorn)
Ilex aquifolium (Europäische Stechpalme)
Juniperus communis (Gemeiner Wacholder)
Ligustrum vulgare (Gewöhnlicher Liguster)
Lonicera xylosteum (Gemeine Heckenkirsche)
Malus sylvestris (Holzapfel)
Mespilus germanica (Mispel)
Pinus sylvestris (Waldkiefer)
Prunus avium (Vogelkirsche)
Prunus padus (Gewöhnliche Traubenkirsche)
Prunus spinosa (Schlehdorn)
Ribes alpinum (Alpen-Johannisbeere)
Salix aurita (Ohr-Weide)
Salix cinerea (Asch-Weide)
Salix viminalis (Korb-Weide)
Sambucus nigra (Schwarzer Holunder)
Sambucus racemosa (Roter Holunder)
Sorbus aria (Echte Mehlbeere)
Sorbus aucuparia (Vogelbeere)
Taxus baccata (Europäische Eibe)
Viburnum lantana (Wolliger Schneeball)
Viburnum opulus (Gewöhnlicher Schneeball)

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Peter Richard

Peter Richard

Als ich mich in den Achtzigerjahren als Naturgärtner selbstständig machte, galt ich als Aussenseiter und verträumter Spinner. Mittlerweile sind Naturgärten salonfähig geworden. Doch immer noch arbeiten Gärtner gegen die Natur anstatt mit ihr. Auf diesen Seiten möchte ich Tipps geben, wie man entspannt mit einheimischen Pflanzen gärtnert und wildromantische Bilder kreiert.

Peter Wechsler

Peter Wechsler

Das Herz muss dabei sein, es braucht Gefühl und Intuition im Garten, Von Zeit zu Zeit sollte man sich in Erinnerung rufen, dass Gärten zum Leben und Erleben da sind. Ich empfehle, den Garten auf sich wirken zu lassen, bevor man zu Schere oder anderen Werkzeugen greift. Gartenratgeber hinterfrage ich kritisch, da oft Pflanzen empfohlen werden, die nur mithilfe von Pflanzenschutzmitteln gesund bleiben.

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