Weshalb knien Menschen sich nieder beim Beten? Es drückt Demut aus, klar. Aber irgendwann muss doch irgendwer auf die Idee gekommen sein, das so zu machen! Eine mögliche Erklärung fand ich bei meinen frühsommerlichen Touren im Garten. Wie so oft liegt diese Antwort im Kleinen. In unserem Garten blühen den ganzen Frühling über Nelken. Neapolitanische, Heidenelken und gegen den Sommer Stein- und Kartäuser-Nelken. Die Schönheit der Nelken berührt nicht nur visuell. Sie sind so lieblich und etwas unscheinbar mit ihrem kriechenden Wuchs. Um sie ganz wahrzunehmen, bleibt mir also nichts anderes übrig als mich zu verbeugen.
Auf den Knien, vornübergebeugt, eröffnen sich mir ihre ganze Schönheit und vor allem auch ihr betörender Duft. Erst aus der Nähe offenbaren sie sich vollkommen. Die Verbeugung vor der Anmut dieser kleinen Blumen wird in diesem Fall zum Kniefall vor der natürlichen Schönheit. Der innerliche Dank und die Achtung vor dieser Erscheinung können nur ein Gebet sein.