Die Biodiversität fördern – aber richtig!

Gartenbesitzende, Firmen und öffentliche Institutionen möchten etwas gegen das Artensterben tun. Biodiversität ist in aller Munde und wie immer, wenn ein Thema in den Fokus der Öffentlichkeit gerät, spriessen die Spezialistinnen und Spezialisten wie Pilze aus dem Boden. Noch vor wenigen Jahren war der Ausdruck Biodiversität ausserhalb von Fachkreisen weitgehend unbekannt. Dies hat sich nicht zuletzt dank dem Projekt Mission B des Schweizer Fernsehens gründlich geändert.

Es macht Freude zu sehen, dass nun viele Menschen etwas Konkretes tun wollen. Auch viele Gemeinden sind bestrebt, öffentliche Grünflächen naturnaher zu gestalten. Etwas zu tun ist sinnvoll und positiv – aber nur dann, wenn es auch das Richtige ist. Es reicht nicht, wenn jetzt einfach überall Hecken gepflanzt, Wiesen angelegt und Asthaufen aufgeschichtet werden, wenn diese Standorte nicht mit den in der Umgebung vorhandenen Lebensräumen im Zusammenhang stehen.

Direkt vor meinem Grundstück hat die Gemeinde eine kleine Wiesenfläche umgestaltet. Die Wiese wurde in den vergangenen fünfzehn Jahren zweimal jährlich geschnitten und hat sich mit der Zeit in eine artenreichere Fläche verwandelt. Nun wurde ein Teil dieser Fläche abgeschält. Die Wiese entfernt und an dieser Stelle zwei Ast- und ein Steinhaufen aufgeschichtet, dazu einige Sträucher gepflanzt. Das alles wäre eigentlich sinnvoll, wenn die Wiese nicht von zwei Strassen eingefasst wäre, die relativ häufig befahren sind. Die Tiere, die in Kleinbiotopen wie Ast- und Steinhaufen leben, sind nun einmal hauptsächlich «zu Fuss» unterwegs. Um in die Biotope zu gelangen, müssen sie zuerst die Strasse überqueren und dabei ihr Leben riskieren – das nennt sich eine Biotopfalle.

Solche Massnahmen sind nicht nur unnütz, sondern auch überflüssig. In diesem Falle hätte es gereicht, die Wiese einfach weiterhin extensiv zu pflegen und vielleicht mit einer Strauchgruppe zu ergänzen. Damit wären Steuergelder gespart worden und die Natur hätte langfristig davon profitiert.

 

Das nennt man eine Biotopfalle – Ast- und Steinhaufen, die von zwei Strassen umgeben sind

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Peter Richard

Peter Richard

Als ich mich in den Achtzigerjahren als Naturgärtner selbstständig machte, galt ich als Aussenseiter und verträumter Spinner. Mittlerweile sind Naturgärten salonfähig geworden. Doch immer noch arbeiten Gärtner gegen die Natur anstatt mit ihr. Auf diesen Seiten möchte ich Tipps geben, wie man entspannt mit einheimischen Pflanzen gärtnert und wildromantische Bilder kreiert.

Peter Wechsler

Peter Wechsler

Das Herz muss dabei sein, es braucht Gefühl und Intuition im Garten, Von Zeit zu Zeit sollte man sich in Erinnerung rufen, dass Gärten zum Leben und Erleben da sind. Ich empfehle, den Garten auf sich wirken zu lassen, bevor man zu Schere oder anderen Werkzeugen greift. Gartenratgeber hinterfrage ich kritisch, da oft Pflanzen empfohlen werden, die nur mithilfe von Pflanzenschutzmitteln gesund bleiben.

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