Natur verstehen

Mit dem Frühling und Vorsommer kommen nicht nur Hummeln, Wildbienen und erste Schmetterlinge, auch unbeliebte Gartenbesucher wie Läuse und Schnecken tauchen auf. Statt sich darüber zu stören und gleich jeden «Schädling» sofort zu bekämpfen, ist Gelassenheit angesagt. Die Natur weiss schon, was sie tut.

Schon sind die ersten Hummeln und Wildbienen auf Pollensuche in den Naturgärten unterwegs. Auch andere Insekten habe ich schon gesichtet. Zum Beispiel die faszinierenden Feuerwanzen, die aus jeder Ritze zu kommen scheinen. Eidechsen, Frösche, Vögel und Schmetterlinge, Libellen und die schönen Rosenkäfer: Sie alle bewundern wir gerne in unserem Garten. Wie steht es aber mit Blattläusen, Schnecken, Stechmücken und dergleichen? Haben Sie den Kampf gegen diese kleinen Monster, oft auch «Ungeziefer» oder «Schädlinge» genannt, schon aufgenommen? Wer kennt die neuesten Strategien und Methoden, um die Widersacher in Schach zu halten?

Doch halt: Wer Natur versteht, weiss, dass auch sie dazugehören, ja, wichtig sind! Auch sie sind Teil des funktionierenden Gefüges. Es mag sich paradox anhören, zumindest dann, wenn man nicht länger darüber nachdenkt. Was sollen Schädlinge bitte nützen, wenn sie ganze Pfaffenhütchen einfach so kahlfressen? Nun – die Natur hat es ganz einfach so eingerichtet, dass auch diese ungeliebten Tiere eine Funktion haben. Etwa als Gartenaufräumer wie die Schnecken, die helfen, organisches Material wieder in Humus zu verwandeln. Die Blattläuse wiederum sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vögel. Es gibt in der Natur nichts Überflüssiges und schon gar nichts Schädliches, von uns Menschen ausgenommen.

Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass alles seine Richtigkeit hat und wir bei einem «Befall» einer Pflanze nicht immer sofort eingreifen müssen. Wieso können wir nicht einfach zurücklehnen und den Garten geniessen? Müssen wir immer gegen etwas antreten, etwas in den Griff bekommen oder im Zaum halten? Stattdessen sollten wir uns vermehrt zurückziehen und den Geräuschen und Gerüchen des Gartens frönen. Einfach da sein und die fantastischen Vorgänge der Natur beobachten. Verstehen, dass wir ein Teil davon sind.

«Jede als schädlich erklärte Art bringt wahre Schätze an mörderischen Erfindungen hervor. Der Gärtner, der sich seines Rechtes auszurotten sicher ist, schwimmt in einer von Gifthändlern aktiv unterhaltenen Paranoia. Er macht sich abhängig von einer komplizierten, nutzlosen und schädlichen Praxis. Alles, was nicht aus seinem ‘Plan’ hervorgeht, muss aus der Landschaft getilgt werden.»

Zitat aus dem wunderbaren Buch «Die Weisheit des Gärtners» von Gilles Clément (ISBN 978-3-95757-230-1). Ein Buch, das ich jeder und jedem, der einen Garten sein Eigen nennt, wärmstens empfehlen kann.

1 comments On Natur verstehen

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Peter Richard

Peter Richard

Als ich mich in den Achtzigerjahren als Naturgärtner selbstständig machte, galt ich als Aussenseiter und verträumter Spinner. Mittlerweile sind Naturgärten salonfähig geworden. Doch immer noch arbeiten Gärtner gegen die Natur anstatt mit ihr. Auf diesen Seiten möchte ich Tipps geben, wie man entspannt mit einheimischen Pflanzen gärtnert und wildromantische Bilder kreiert.

Peter Wechsler

Peter Wechsler

Das Herz muss dabei sein, es braucht Gefühl und Intuition im Garten, Von Zeit zu Zeit sollte man sich in Erinnerung rufen, dass Gärten zum Leben und Erleben da sind. Ich empfehle, den Garten auf sich wirken zu lassen, bevor man zu Schere oder anderen Werkzeugen greift. Gartenratgeber hinterfrage ich kritisch, da oft Pflanzen empfohlen werden, die nur mithilfe von Pflanzenschutzmitteln gesund bleiben.

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